Seit 1946 in Salzburg
Geschichte des Salzburger Adventsingens
Das Salzburger Adventsingen gilt als die Keimzelle und das große Vorbild zahlreicher „Adventsingen“ im gesamten deutschsprachigen Raum. Über zwei Millionen Besucher haben diese einzigartige Veranstaltung im Salzburger Advent bereits besucht. Derzeit strömen jährlich rund 36.000 Menschen zum Salzburger Adventsingen im Großen Festspielhaus. Mit über 150 Sängern, Musikanten, Schauspielern und Hirtenkindern aus Salzburg und den angrenzenden Kulturregionen wird das adventliche Geschehen alljährlich aus einer neuen Perspektive betrachtet.
Gelebte Traditionen und Erinnerungen an die eigene Kindheit sind für die Besucher ein wesentliches Element beim Salzburger Adventsingen. Überlieferte Volkslieder und –weisen fügen sich mit klassischen Elementen, neuem kompositorischen Schaffen und einer szenischen Handlung zu einem harmonischen Ganzen.
Die künstlerische Leitung, Programmatik und Veranstaltungsleitung liegt seit über zwei Jahrzehnten in den Händen von Hans Köhl. Das Salzburger Adventsingen ist eine gemeinnützige Veranstaltung der Kulturwerk Salzburg GmbH und nach den Sommer-Festspielen die zweitgrößte Kulturveranstaltung des Landes Salzburg.
Zur Geschichte
Am 26.11. 1946 wurde das Salzburger Heimatwerk unterm Glockenspiel von der Salzburger Landesregierung unter dem Geschäftsführer Tobi Reiser d. Ä. gegründet. Am 2.12. 1946 wird Tobias Reiser d. J. (1946-1999) geboren und drei Tage später, am 5.12.1946 lädt Tobi Reiser d. Ä. (1907-1974) seine Freunde und Weggefährten erstmals zu einem Salzburger Adventsingen im Gesellschafterheim am Salzburger Rudolfskai.
Nachdem die adventliche Zusammenkunft immer mehr Zulauf erhält, übersiedelt man im Jahr 1950 in den Kaisersaal der Salzburger Residenz. Erstmals laden das Salzburger Heimatwerk und die Salzburger Heimatpflege gemeinsam offiziell zu dieser Veranstaltung. Die Rundfunksprecherin Christl Reisinger liest Texte von Anette Thoma (1886-1974). Weitere Mitwirkende: Kleine Hackbrett-Musik, Zither- und Gitarrentrio, Fiedel- und Flötengruppe Kammerer, Rudi Rehle, Saalfeldner Dreigesang, Viergesang Windhofer-Leitner, eine Klöpflergruppe, die Sternsingerkinder, die Tanzperchtengruppe der Alpinia und der Volksliedchor Sepp Dengg. Der Chorgesang ist mit dem Salzburger Volksliedchor bis heute ein prägendes Element vom Salzburger Adventsingen. Zeitgleich findet das erste Adventblasen vom Glockenspielturm als Einstimmung zum Adventsingen statt.
Doch auch dieser Veranstaltungsort wird rasch zu klein. 1952 wechselt man in die Große Aula der Universität Salzburg. Karl Heinrich Waggerl (1897-1973) hat sein Debüt und liest zum ersten Mal die „Kleinen Christkindl-Geschichten“. Seine heiter-besinnlichen Lesungen begeistern das Publikum und verleihen dem Salzburger Adventsingen eine weitere unverwechselbare Note. Er bleibt dem Salzburger Adventsingen bis kurz vor seinem Tod im Jahre 1973 treu. Immer mehr Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum werden auf das Salzburger Adventsingen aufmerksam. Das „Salzburger Adventsingen“ wird zum Synonym für zahlreiche weitere Veranstaltungen ähnlichen Formats.
Im Jahre 1960 findet auf Einladung von LH Dr. Josef Klaus (1910-2001) das Salzburger Adventsingen mit sieben Aufführungen erstmals im neu erbauten Großen Salzburger Festspielhaus statt. Von nicht wenigen Kritikern wird das Ende des Adventsingens prophezeit. Das Gegenteil ist der Fall und der mutige Schritt von Tobi Reiser hat sich als Glücksfall erwiesen. Von Jahr zu Jahr kommen mehr Besucher zu dieser einzigartigen Veranstaltung. 1974 stirbt der Gründer des Salzburger Adventsingens und Leiter des Salzburger Heimatwerks Tobi Reiser d. Ä.
Tobias Reiser d. J. übernimmt die Leitung des Salzburger Heimatwerks und des Salzburger Adventsingens. Er ist bestrebt, dieses wertvolle Erbe verantwortungsvoll und behutsam weiter zu entwickeln. Ab 1980 finden unter Einbindung von Bühnenbildner Siegwulf Turek größere Veränderungen in Bühnengestaltung, Lichtregie und Programmatik statt. Das Salzburger Adventsingen entwickelt sich zu einem szenischen Oratorium mit eindrucksvollen Parallelen und Bindungen vom biblischen Geschehen zur Gegenwart. Tobias Reiser d. J. verleiht dem Salzburger Adventsingen ein neues, künstlerisch anspruchsvolles Profil. Unter seiner Leitung entwickelt sich das Salzburger Adventsingen von 12 Aufführungen im Jahre 1974 auf bis zu 18 ausverkauften Aufführungen jährlich.1996 feierte das Salzburger Heimatwerk mit dem Salzburger Adventsingen sein 50-jähriges Jubiläum. Das szenische Oratorium „Es ward der Engel Gabriel“ wird mit Kompositionen von Wilhelm Keller zum Höhepunkt des künstlerischen Schaffens von Tobias Reiser d.J., welcher 1999 unerwartet im 54. Lebensjahr verstirbt.
Hans Köhl und Stefan Sperr, die beiden langjährigen Weggefährten und Heimatwerk-Vorstandskollegen von Tobias Reiser übernehmen die Leitung des Salzburger Adventsingens, wobei Hans Köhl die Hauptverantwortung übertragen wird. Er setzt mit seinem künstlerischen Kollegium den Weg der behutsamen Weiterentwicklung auf hohem Qualitätsniveau fort. Denkansätze, wie das adventliche Geschehen in einen soziokulturellen Kontext mit den Schöpfern des Salzburger Weihnachtsliedes „Stille Nacht, Heil’ge Nacht“ zu bringen oder wie in diesem Jahr den Fokus auf die jüdische Geschichte der Heiligen Familie zu legen, werden jährlich in anspruchsvollen, szenisch-musikalisch durchkomponierten Gesamtwerken auf die Bühne gebracht und vom Publikum begeistert aufgenommen. Dies ist jedoch eine enorme Herausforderung für Hans Köhl, sein Leading-Team und die rund 150 Mitwirkenden.
Im Jahr 2022 wird das Salzburger Adventsingen in die gemeinnützige Tochtergesellschaft des Salzburger Heimatwerks – die Kulturwerk Salzburg GmbH ausgliedert. Als Geschäftsführer fungiert Johann (Hans) Köhl.
Trotz mittlerweile unzähliger „Adventsingen“ im gesamten deutschsprachigen Raum bleibt der Zustrom zum Salzburger Adventsingen ungebrochen. Alljährlich rund 36.000 Besucher, seit 1946 bereits über zwei Millionen Gäste. Im Jahr 2022 wird die 1000ste Aufführung des Salzburger Adventsingen seit der Begründung über die Bühne gehen. Diese Zahlen sprechen für sich und für die große Beliebtheit dieser Salzburger Kulturveranstaltung.
Künstlerische Leitung
Eine Lebensaufgabe für drei Persönlichkeiten
Tobi Reiser d. Ä.
Prof. Tobias Reiser d. J.
seit 2000